ERINNERUNGEN
Hans
Rogalla
Hans und ich waren befreundet
seit etwa 1961 als wir noch zur Schule gingen. Im Winter 1963 haben Hans und
ich einen Ausflug nach Como in Italien gemacht, mit einem Motorrad. Es war
bitter kalt und so haben wir Zuflucht genommen im Cinema Araldo. Es liefen
zwei humoristische Filme. Der Saal war voll besetzt, ganze Familien waren
anwesend, vom Baby bis zur Grossmutter. Es wurde gegessen und getrunken und
der Zigarettenrauch bildete einen dichten Nebel. Draussen war kalt, wir
durften sitzenbleiben, und so haben wir uns diese zwei Filme wiederholt
angeschaut, von drei Uhr nachmittags bis ein Uhr nachts. Danach war es noch
kälter und wir hatten kein Geld. Wir mussten einen Platz zum übernachten
finden. In der Altstadt suchten wir eine offene Kirche, Hans hätte gerne in
einem Beichtstuhl geschlafen, aber alle Kirchen waren geschlossen. Danach
kamen wir auf die Idee in einer Telefonkabine Zuflucht zu nehmen, doch wir
konnten keine freie Telefonkabinen finden. Alle waren schon besetzt, und
beim öffnen der Kabinen wurden wir lautstark mit Schimpfworten empfangen
wegen der eindringenden Kälte. So mussten wir Como verlassen. Zuflucht für
die restlichen Stunden der Nacht hatten wir dann im Wartesaal vom Bahnhof
Chiasso gefunden.
In den siebziger und achtziger Jahren verbrachten wir manche Wochen,
Tage und Stunden zusammen: Christiane,
Marisa
Altepost meine Ehefrau, ich
Vincenzo Altepost, und
Hans Rogalla. Hans und
Christiane wohnten in Ponte Capriasca,
Marisa und ich zuerst in Sala Capriasca und danach in Roveredo Capriasca.
Christiane war gelernte Keramikerin, Marisa und ich waren
Autodidakten. Christiane lehrte uns die Grundelemente der Keramik. Wir
haben zusammen getöpfert, gedreht, dekoriert, gebrannt und verkauft.
Wir hatten damals noch keinen Keramikofen und mussten mühsam unsere
Arbeiten zum brennen ins Kloster Bigorio schleppen. Wir haben gelacht
und geweint, uns gefreut und getrauert, wir hatten Erfolge und
Misserfolge. Wir hatten eine gute Freundschaft. Es sind schöne
Erinnerungen.
Christiane, schön und rothaarig, mit ihrer Lebensfreude,
Vitalität und Herzlichkeit, hat allen etwas Gutes gegeben: Marisa hat
von Christiane Ansporn, Mut und Bestätigung bekommen. Christiane war
die einzige grosse Liebe von Hans und hat ihm ermöglicht, trotz seiner
vielen inneren Widersprüche und Konflikte, gute Jahre zu verbringen.
Für mich waren Christiane und Hans gute Freunde. Nach dem Tod von
Hans haben wir den Kontakt leider verloren. Noch heute ist der Keramikofen,
den mir Christiane geschenkt hatte, in Betrieb.
Vincenzo Altepost
Hans Rogalla
& Christiane
Rogalla
1969 ca.
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