Teotihuacan liegt rund 50
Kilometer nordöstlich von Mexiko-Stadt. Zwischen 200 und 650 n. Chr.,
bereits 1000 Jahre vor den Azteken, war sie eine kulturelle und
wirtschaftliche Grossmacht. Einst die grösste Stadt im präkolumbischen
Amerika gehört Teotihuacan mit seinen gewaltigen Pyramiden seit 1987
zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Mit dieser grandiosen Sonderausstellung feiert Mexiko im Jahr 2010 das
200-Jahr-Jubiläum seiner Unabhängigkeit und den 100. Jahrestag der
mexikanischen Revolution.
Im 1. Jahrtausend vor Christus lässt sich im Hochtal von Mexiko eine
Konzentration der Bevölkerung in mehreren Zentren feststellen. Am
imposantesten war dies in Teotihuacan: zwischen dem 3. und 6.
Jahrhundert, nahm die Stadt Einfluss auf ganz Mesoamerika.
Teotihuacan gehört zu den grössten Städten, die jemals im Alten
Amerika erbaut wurden. Die Stadtanlage lässt eine einheitliche Planung
erkennen und ist deutlicher Ausdruck einer zentralisierten Herrschaft:
Eine 50 Meter breite Prozessionsstrasse, die «Strasse der Toten»,
bildet die Zentralachse der schachbrettartig angelegten Stadt. Sie
verbindet die beiden gewaltigsten Bauwerke Mesoamerikas – die Pyramide
der Sonne und die Pyramide des Mondes. Zahlreiche Tempel und
Palastkomplexe flankieren diese Monumentalbauten: Malereien mit
reichhaltiger Symbolik und kräftigen Farben wurden auf die fein
polierten, noch feuchten Stuckwände aufgetragen.
Die verschiedenen Stadtteile waren in einzelne Wohnkomplexe
untergliedert. Neben Vierteln, in denen sich bestimmte Handwerkszweige
konzentrierten, gab es aber auch Quartiere, in denen Menschen aus
anderen Gebieten Mexikos wohnten, die viel von ihrer heimatlichen
Kultur beibehalten hatten.
Ein gut ausgebautes Handelsnetz, das Knüpfen wichtiger politischer
Kontakte, aber auch kriegerische Übergriffe hatten zur Folge, dass
Teotihuacan seinen Einflussbereich über das zentrale Hochland hinaus
auf weite Gebiete Mesoamerikas ausweiten konnte. Der immense Reichtum
der Stadt beruhte zu einem grossen Teil auf dem Handelsmonopol mit
Obsidian. In der Nähe von Teotihuacan befinden sich die wichtigsten
Obsidian-Vorkommen Mesoamerikas. In der Stadt selbst wurden Hunderte
von Werkstätten entdeckt, in denen das vulkanische Gesteinsglas
verarbeitet wurde. Wichtiges Exportgut war auch die prächtig
dekorierte Keramik, besonders die zylindrischen Dreifussgefässe. Neben
der regen Handels-tätigkeit, spielte wie bereits erwähnt auch das
Kriegshandwerk eine Schlüsselrolle für den Erfolg der Stadt: Dank
erfolgreicher Kriegszüge konnte Teotihuacan seine Machtsphäre bis in
das Gebiet der Maya im Süden Mexikos ausweiten; ein grosser Teil des
Reichtums dürfte demnach aus massiven Tributzahlungen bestanden haben.
Die Blütezeit von Teotihuacan
währte über 500 Jahre. Im 7. Jahrhundert kam es zu einer verheerenden
Brandkatastrophe, die den Niedergang einleitete. Zur Zeit der Azteken,
im 15. und 16. Jahrhundert, lag die Stadt schon seit fast tausend
Jahren in Trümmern. Die Azteken waren es, die diesem geheimnisvollen
Ort den Namen gaben: Teotihuacan, «der Ort, an dem man zu Gott wird».
Gemäss der aztekischen Schöpfungsmythologie wurde hier die
gegenwärtige Welt erschaffen.
Die Ausstellung präsentiert rund 450 Objekte aus Mexiko:
farbenprächtige Wandmalereien, kostbare Tongefässe, aus Obsidian
gefertigte Figuren, wunderbaren Schmuck und Steinskulpturen. Die für
Teotihuacan so typischen Steinmasken müssen sehr lebendig gewirkt
haben: sie waren bemalt und besassen reiche Einlagen aus kostbaren
Steinen und Muscheln. Auch die Maske auf dem Titelbild des
Ausstellungs-Flyers war ursprünglich vollkommen mit Türkisen beklebt.
Mit roter Muschel sind der Nasenschmuck, die Augenbrauen und die
Glyphe auf der Stirn betont. Die Maske wurde in einer Höhle an der
Pazifikküste in Westmexiko gefunden. Vielleicht gelangte sie im Zuge
der Handelstätigkeiten von Teotihuacan oder auch anlässlich eines
Kriegszugs dorthin. Möglicherweise spielten solche Masken bei
Bestattungsritualen eine Rolle.
Die Schau ermöglicht zudem einen ersten Blick auf kürzlich entdeckte,
spektakuläre Funde wie die prachtvollen Opfergaben aus der Pyramide
der Gefiederten Schlange und der Mondpyramide. Die Mondpyramide
entstand in sieben Bauphasen, bei der das bestehende Gebäude jeweils
mit einem grösseren Bau ummantelt wurde. Zu Beginn jeder dieser
Vergrösserungen wurden wichtige Rituale gefeiert, in deren Verlauf
Menschen geopfert und zusammen mit prächtigen Beigaben in der Pyramide
bestattet wurden. In einem dieser Gräber fand sich unter anderem eine
einzigartige menschliche Figur mit weit offenem Mund und Schmuck für
Ohren und Hals: Ihr dunkler Körper besteht aus einem Holzkern, der mit
mehreren Lagen Serpentin beklebt war; Mund, Zähne, Augen und
Ohrscheiben bestehen aus andersfarbigen Steinen und Muscheln. Sie
bildete ursprünglich das Zentrum von neun kreisförmig angeordneten,
schlangenförmigen Figuren aus Obsidian.
Eine der eindrücklichsten Steinskulpturen begegnet uns im so genannten
Jaguar von Xalla. Der Palastkomplex von Xalla liegt nördlich der
Sonnenpyramide. Möglicherweise handelte es sich um eine der Residenzen
der Herrscher von Teotihuacan. Der Komplex besteht aus 29 Gebäuden und
8 grossen Plätzen. Auf der Ostseite des zentralen Platzes erhob sich
einst der Tempel des Regen- und Sturmgottes Tlaloc. Hier kam der
monumentale, aus 12 Einzelteilen gearbeitete und prächtig bemalte
Jaguar zum Vorschein. Der Jaguar von Xalla ist ein Symbol der Macht.
Er steht aber auch für Krieg sowie für die Fruchtbarkeit der Erde,
angedeutet durch die blumenverzierten seitlichen Elemente.
Trotz all diesem Wissen ist bislang erst ein winziger Bruchteil von
Teotihuacan erforscht. So weiss man bis heute nicht, wer die
Bewohnerinnen und Bewohner von Teotihuacan wirklich waren; wie nannten
sie sich selbst und wie hiess ihre Stadt? Wer waren die Herrscher und
wo residierten sie? Noch immer umweht ein Hauch des Rätselhaften
diesen Ort.
Die Ausstellung wird unterstützt von der Vontobel-Stiftung und von
Thomas Schmidheiny
Organisation
Die Ausstellung wurde konzipiert vom Consejo
Nacional para la Cultura y las Artes und dem Instituto Nacional de
Antropología e Historia, Mexiko, mit Unterstützung der Fundación
Televisa A.C.
Eine Gemeinschaftsproduktion des musée du quai Branly, Paris, mit dem
Museum Rietberg Zürich und dem Martin-Gropius-Bau, Berlin.
Katalog
Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter
Katalog in einer deutschen und einer französischen Fassung erschienen:
«Teotihuacan: Geheimnisvolle
Pyramidenstadt»
Musée du Quai Branly und Felipe
Solis (Hrsg.)
480 Seiten, ca. 530 Farbabbildungen, 24,5 x 29,5 cm
Éditions Somogy
CHF 68.00, ISBN 978-2-7572-0296-8
«Teotihuacan: Cité des dieux»
Musée du Quai Branly et Felipe
Solis (éd.)
480 pages, env. 530 illustrations en couleur, 24,5 x 29,5 cm
Éditions Somogy
CHF 68.00, ISBN 978-2-7572-0295-1
Rahmenprogramm
2. März – 6. April 2010
Teotihuacan – Metropole
Alt-Amerikas
Ringvorlesung der
Volkshochschule Zürich. Anmeldung: www.vhszh.ch
7. Mai 2010
klangkunst Das Zürcher
Kammerorchester im Museum Rietberg
Unter der Leitung von Muhai Tang
interpretiert das ZKO die Ausstellung musikalisch mit Werken von
Carlos Chávez und Manuel Ponce.
Vorverkauf ab März 2010: Museum Rietberg oder billettkasse@zko.ch,
www.zko.ch
8. und 9. Mai 2010
Fiesta Mexicana: Sommerfest im
Rieterpark
Klänge von Mariachis, Folklore
und junger Musik, Düfte von Enchiladas, Frijoles oder Arroz Dulce
lassen Mexico-Fans in schönsten Erinnerungen schwelgen: Beim Streifen
durch die bunten Marktstände und beim Erfrischen mit Agua de Limón,
Ponche oder Tequila werden sich so manche auf einem Zócalo, dem
pulsierenden Hauptplatz einer mexikanischen Grossstadt, wähnen.
Führungen und Workshops zur Ausstellung
Angebote für Kinder und Erwachsene
Offene Werkstatt
Mexikanische Buchzeichen: Bunte
Ornamente und fantastische Kreaturen. Für Kinder ab 5 Jahren und
Erwachsene.
Jeden Sonntag 10–16 Uhr.
Workshop für Grosseltern &
Enkelkinder
Quetzalcoatl, Gott des Himmels.
Für Grosseltern mit Kindern von 5–10 Jahren.
Mittwoch, 24. März 2010, 14–16.30 Uhr.
Familienführung
Leben in Teotihuacan. Für
Familien mit Kindern ab 5 Jahren.
Sonntag, 21. März 2010, 14–16.30 Uhr.
Kinderworkshop
Patolli, beliebtes Brettspiel im Alten Amerika. Für Kinder von 7–12
Jahren.
Sonntag, 11. April 2010, 10–12.30 Uhr.
Öffnungszeiten
Di bis So 10–17 Uhr, Mi und Do 10–2 0 Uhr
Festtage
2.–5. April, 23. und 24. Mai, 10–17h; 13. Mai, 10–20h
Eintritt
CHF 16 / 12. Jugendliche bis 16 Jahre gratis
Öffentliche Führungen
So 11 Uhr, Mi 18 Uhr, Do 12.15 Uhr Private Führungen auf Anfrage, Tel.
044 206 31 11 / 31
Anreise
Tram 7 bis Haltestelle „Museum Rietberg“ (4 Haltestellen vom
Paradeplatz). Bus 33 bis „Hügelstrasse“. S-Bahn bis Bahnhof Enge.
Keine Parkplätze. Das Museum ist rollstuhlgängig.
Behinderten-Parkplatz vorhanden.
RailAway Angebot
Mit der Bahn ins Museum Rietberg – www.railaway.ch: 20% Ermässigung
auf Hin- und Rückfahrt nach Zürich HB, Transfer und Eintritt.