Kurzbeschreibung
Als sich die Wege eines reitenden Boxers, eines Pferdetrainers, eines
Fahrradhändlers und eines langsamen Rennpferds namens Seabiscuit trafen,
wurde ein ganzes Land in Hysterie versetzt, die Sportgeschichte musste
neu geschrieben werden.
Aus der Amazon.de-Redaktion
Lange Zeit haben wir geglaubt, der Umzug Max Goldts von Berlin nach
Hamburg Ende der 90er-Jahre habe seinen Kolumnen nicht gut getan. Erlebt
man, haben wir uns bestürzt gefragt, in Hamburg nichts Skurriles und
Bemerkenswertes mehr? Ist Berlin tatsächlich das bessere Pflaster für
einen grotesken Alltag? Denn jedes Mal, wenn das Satiremagazin Titanic
einen neuen Text Goldts publizierte, legten wir ihn enttäuscht zur Seite
und sehnten uns nach kleinen Meisterwerken wie jenen, die in den
Sammelbänden Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zwittau (1993)
oder Schließ einfach die Augen und stell dir vor, ich wäre Heinz
Kluncker (1994) stehen.
Nach der ebenfalls fulminanten Blütenlese Der Krapfen auf dem Sims
(2001), die teils stark überarbeitete Kolumnen aus Titanic, Der Rabe und
jetzt enthielt, ist nun mit Wenn man einen weißen Anzug anhat allerdings
ein weiteres, versöhnliches, wenn auch schmales Buch in bester
Goldt-Manier erschienen, das an gute alte Zeiten anknüpfen kann, aber
auch neue, leisere Töne anschlägt. Auch die literarische Form ist
anders: Während Goldts Kolumne "Aus Onkel Max Kulturtagebuch" das hier
angestrebte Genre lediglich im Titel trug, so hat der Autor mit diesem
Tagebuch-Buch nun Neuland betreten. So kommt es, dass Goldt aus sehr
subjektiver Tagesperspektive über die Anschläge auf das World Trade
Center im September 2001 mit den "Dekorationsadjektiven" der
Sensationspresse ebenso reflektieren kann wie über die Lachgewohnheiten
von Lesungsgästen beim Name-Dropping (und deren Unterwanderung) oder die
Eigenheiten einer "superkackekligen" Literaturkritik. Nur die für Goldt
typischen Bilder mit ihren originellen Unterschriften fehlen
schmerzlich.
Endlich wieder ein Goldt-Buch, denken wir, das man vergnügt, angeregt
und gut unterhalten bis zum Ende lesen kann. Und was lesen wir am Ende,
als biografische Notiz? "Lebt in Berlin." Also wieder umgezogen. Das
erklärt natürlich alles. --Thomas Köster
Aus der Amazon.de-Redaktion
"Ich such die DDR / und keiner weiß, wo sie ist", schrammelten die
Anarcho-Punks von "Feeling B", nachdem ein gewisser Hans Modrow das, wie es
damals hieß, "marode" Staatswesen besenrein an Helmut Kohl übergeben hatte.
Seit dem Fall der Mauer war kaum ein Jahr vergangen, und wer damals an der
Schwelle von Kindheit und Erwachsensein stand, hatte es wirklich nicht
leicht: In den Klassenräumen erinnerten nur mehr helle Flecken an die Bilder
von Erich Honecker und Lenin, die Bravo ersetzte Trommel und ABC-Zeitung,
die Kaufhalle wurde zum Supermarkt. "Die Dinge hießen einfach nicht mehr
danach, was sie waren. Vielleicht waren sie auch nicht mehr dieselben." Im
Sauseschritt der neuen Zeit, die schon manch Ältere ins Stolpern brachte,
geriet die Kindheit der in den Siebzigern geborenen zu einem "Museum ohne
Namen". Den Schlüssel dazu muss dann irgendwann jemand verlegt haben. Fortan
hielt man sich besser fern: Betreten verboten!
Jana Hensel, 1989 gerade 13 Jahre alt, hat sich fast zehn Jahre später auf
die Suche gemacht: Nach längst verschütteten Erinnerungen, nach einer
verlorenen Zeit. Sie betritt damit vermintes Gelände, denn noch immer gilt:
Wer die DDR anders denn als Unrechtsstaat mit Mauer, Stacheldraht und Stasi
in den Blick nimmt, wird als Ignorant oder Ostalgiker gescholten und mit
Missachtung nicht unter fünf Jahren bestraft. Doch anders als ihre Eltern
oder die letzte "echte" DDR-Generation der heute 35- bis 40-Jährigen
starteten die "zwittrigen Ostwestkinder" ohne moralischen Ballast ins Leben.
Dank einer anderen "Gnade der späten Geburt" kann Hensel über Fahnenappell
und Ferienlager ebenso unbefangen sprechen wie über den langen, steinigen
Weg, den ihre Altersgenossen zu den feinen Unterschieden der westlichen
Warenwelt, zu den Dresscodes und Floskeln des bundesdeutschen Alltags
zurückgelegt haben. Gelebtes Leben geht weder in Anekdoten noch in
Spiegel-Stories auf; es will erzählt werden. Genau das tut Hensel, gleichsam
naiv, und doch genau, voller Witz und Selbstironie. Ihre Geschichten um
Heimat, Erziehung, Liebe und Freundschaft geben jenen, die sich auf Dauer in
einer fremden Welt einzurichten hatten, einen verdrängten Teil ihrer
Biografie zurück -- weit entfernt von dumpfen
"Es-war-doch-nicht-alles-schlecht"-Reflexen.
Entstanden ist so das Porträt einer Generation zwischen allen Stühlen: Die
"ersten Wessis aus Ostdeutschland", denen ihre wenigen DDR-Jahre im
Rückblick immer märchenhafter scheinen, sind längst im Hier und Heute
angekommen. "Teil einer Jugendbewegung" wollen sie nicht mehr sein -- das
hatten sie schon. Dass die Zonenkinder -- Ballack und Schneider, Gold-Franzi
und Ullrich-Jan lassen grüßen -- bislang hauptsächlich auf dem Feld der
Leibesübungen zu medialem Ruhm gekommen sind, soll uns nicht wundern. Hier
sind die berühmten deutschen Sekundärtugenden, Ausdauer und eiserne
Selbstdisziplin, besonders gefragt, die in langen Jahren der Anpassung
trainiert wurden. Doch Vorsicht! Die Generation Golf (Florian Illies) sollte
sich nicht zu früh freuen: Auch wenn die Zonenkinder in der öffentlichen
Wahrnehmung bislang merkwürdig profillos geblieben sind, könnten sie es
sein, die die Geschicke des Landes in den nächsten Jahrzehnten entscheidend
mitgestalten. --Niklas Feldtkamp
Die Rückkehr des Tanzlehrers.
von Henning Mankell
Aus der Amazon.de-Redaktion
Ein rabenschwarzer Tag für Stefan Lindman: Erst hört der Kriminalbeamte aus
dem südschwedischen Borås von seinem Arzt, dass er wahrscheinlich
Zungenkrebs hat, dann liest er auch noch in der Zeitung, dass sein
ehemaliger Kollege Herbert Molin in seinem Haus auf brutale Weise gefoltert
und ermordet worden ist. Molin hatte sich nach seiner Pensionierung in die
Einsamkeit der norrländischen Wälder im Norden Schwedens zurückgezogen --
und obwohl Lindman dem verschlossenen Alten nie besonders nah gekommen war,
weiß er, dass es ein Rückzug aus Angst war. Doch wovor hatte Molin Angst?
Und warum hinterließ der Mörder als sichtbaren Hinweis auf den Dielen des
Hauses die blutigen Spuren eines Tanzes: den letzten, tödlichen Tango, zu
dem er sein Opfer aufforderte?
Der Schock der Diagnose sitzt tief, doch Lindman schlägt den Erholungsurlaub
aus und fährt ins kalte Härjedalen, um dem Mord an Molin auf den Grund zu
gehen. Zusammen mit Giuseppe Larsson, dem leitenden Ermittlungsbeamten vor
Ort, muss er sich nicht nur mit provinziellen Neidern auseinander setzen,
sondern auch mit Molins Vergangenheit als glühendem Faschisten und
überzeugtem Söldner in Hitlers Waffen-SS. Während Lindman und Larsson
versuchen, die Teile des mörderischen Puzzles zusammen zu setzen, merken sie
mehr und mehr, wie erschreckend lebendig die nationalsozialistische
Vergangenheit in der Gegenwart ist. Harmlose Nachbarn äußern faschistische
Überzeugungen mit schockierender Selbstverständlichkeit und radikal
nationalistische Organisationen, wie zum Beispiel jene zum "Wohl Schwedens",
erfreuen sich breitester Unterstützung der schwedischen Bevölkerung. Die
schlimmste Erkenntnis für Lindman ist jedoch, dass er nicht mehr sicher sein
kann, wem er trauen kann.
Was Henning Mankell in Die Rückkehr des Tanzlehrers umtreibt, ist weniger
der alltägliche Rassismus in einer Gesellschaft, die sich weigert ihre
eigene Multikulturalität zu akzeptieren (Parallelen zur deutschen Realität
sind bei diesem Thema unvermeidlich). Der neue Faschismus, das macht Mankell
in seinem Roman deutlich, ist vielmehr ein internationales Phänomen, eine
Globalisierung des Bösen, die sich neuester Technologie bedient und mit
E-Mails und Internet ihre Netzwerke spannt. Lindman ist zwar nicht
Wallander, aber Die Rückkehr des Tanzlehrers ist eindeutig ein typischer
Mankell. Die Fähigkeit des schwedischen Erfolgsautoren, eindringliche
gesellschaftliche und politische Kritik mit einer packenden, spannenden
Geschichte zu verbinden, wird auch hier seine Leser in den Bann ziehen.
--Peter Schneck
Kurzbeschreibung
Um auf andere Gedanken zu kommen, fährt Stefan Lindmann, 37 Jahre,
Polizeikommissar in Südschweden, hinauf nach Norrland. Dort hat sein
ehemaliger Kollege Herbert Molin nach seiner Pensionierung gelebt, bis er
Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Lindmann entdeckt, dass Herbert Molin
ein ehemaliger SS-Mann war, der 1942 als Freiwilliger auf seiten Hitlers in
den Krieg zog.
Das Duell. Ein Felidae- Roman.
von Akif Pirincci
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Es ist eine verschneite Winternacht: Kater Francis, der sich schon fast auf
das Altenteil zurückziehen will, entdeckt einen strangulierten Artgenossen
an einer Gartenmauer hängend. Plötzlich ist das Gefühl, sich wie eine
"fleischgewordene Schlaftablette" zu fühlen, wie weggeblasen. Erst recht,
wenn jugendliche Konkurrenz auftaucht.
Akif Pirincci, spätestens seit Felidae Genie und Schöpfer einer ganz eigenen
Tierliteratur-Gattung, schickt seinen vierpfötigen Klugscheißer, jene
"lokale Berühmtheit", die sich schon in früheren Büchern "kriminalistische
Lorbeeren" verdient hat, erneut auf Spurensuche. Ein mehrfach
ausgezeichneter Autor, der in ein liebenswertes Knäuel aus Fell und
Schnurrhaaren vernarrt ist und dies auf keiner der 270 Seiten leugnen kann.
Und ein ungewöhnlicher Detektiv, der "gehörigen Eindruck" macht, seinen
"fetten Dosenöffner" -- sein Herrchen -- liebt, und auch in erotischen
Dingen "kein Waisenknabe" ist.
Schnell erkennt Francis, das "As der Asse im Revier": Man muss die Dinge "in
die eigene Pfote" nehmen. Was ist die "Animal-Farm"? Eine
Tierschutzorganisation? Ein Versuchslabor? Eine Biotech-Firma? Laufen hier
abenteuerliche Machenschaften der Internationalen Pelz- und Ledermafia?
Man schmunzelt und lächelt über kriminalistisches Geschehen auf
Samtpfoten-Niveau, ist verzaubert von so viel fantasievollem Einfühlen in
die Revier-Welt der "Spitzohren und phosphoreszierenden Augen". Und doch
bleibt die Botschaft des Autors, dass "die Welt kein Streichelzoo ist" alles
andere als ungehört, geht Kritik an kriminellen Machenschaften, an
zweifelhaften wissenschaftlichen Errungenschaften nicht verloren in einer
etwa schlichten Tiererzählung. Doppelbödigkeit in einem außergewöhnlichen
Handlungsrahmen, darin ist Pirincci ein absoluter Meister. Die Liebe zum
einen mit der Kritik zum anderen zu verbinden, das ist das im wahrsten Sinne
des Wortes Fabelhafte an diesem Roman. --Barbara Wegmann